14.05.2016 Über das Pfingstwochenende war eine große Bürgerdelegation von Mahlberg per Bus in die rund 800 Kilometer entfernte provencalische Gemeinde Malaucène am Fuße des Mont Ventoux gereist. Grund waren die hier stattfindenden Feierlichkeiten zum 20jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft. 1996 war sie begründet worden.
Die Vorgeschichte ist außergewöhnlich. Erst mal hatten sich Malaucéner Bürger auf der Suche nach einer deutschen Partnergemeinde nämlich nach dem Tipp eines in Malaucéne wohnenden ehemaligen Lahrers schon im Dezember 1993 heimlich in Mahlberg umgeschaut und das für geeignet befunden. Nach späterer Kontaktaufnahme mit dem damaligen Bürgermeister Ulrich Hehr war der im Gergenzug kurzentschlossen selbst nach Malaucéne gereist, um sich seinerseits ein Bild zu machen: „Hingefahren, angeschaut, gut vertragen!" ist sein Kurzresümee von damals. Schließlich wurde es dann offiziell. Am 25.Mai 1996 unterzeichneten Hehr und seine Malaucèner Amtskollegin Bernadette Laporte die offizielle Urkunde zur Besiegelung der deutsch- französischen Jumelage. Nun wurden 54 Mahlberger, unter ihnen auch 15 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, vorigen Samstag nach langer Anreise gewohnt herzlich empfangen, auch mit folkloristischer Musik und Tänzen, bei strahlendem Sonnenschein und kräftig blasendem Mistral- einem gelegentlichen Fallwind. Dann wurden Quartiere zumeist bei privaten Gastfamilien bezogen, anschließend gemeinsam zu Abend gegessen.
Am nächsten Vormittag wurden die deutschen Gäste, manche von ihnen erstmals mit von der Partie, durch die pittoreske Malaucèner Altstadt geführt, überragt vom „Kalvarienberg" mit historischem Glockenturm, dem Wahrzeichen der Gemeinde. Aus Siucherheitsgründen war ein „pique- nique" statt in schöner, aber windiger Landschaft kurzerhand in das Ortszentrum verlegt worden. Abend wurde es im gemeindeeigenen kleinen Festsaal der „Blanchissage" richtig feierlich. Dort betonten die jetzigen Bürgermeister Dominique Bodon und Dietmar Benz gleichermaßen den hohen Stellenwert der grenzübergreifenden Freundschaft zwischen den ehemaligen „Erbfeinden" vergangener Jahrhunderte. Begegnungen, Kontakte, Austausch über Grenzen hinweg seien ein wichtiger Mosaikstein für ein vereinigtes Europa, in dem man nach schrecklichen Erfahrungen früherer Kriegsjahre nun friedvoll zusammenleben könne. Das sah auch Miriam „Mimi" Betrand als Chefin des Malaucèner Jumelage- Komitees nicht anders.
Trotz großer räumlicher Distanz halten regelmäßige gegenseitige Besuche die Partnerschaft am Leben. Da hat sich von Anbeginn die Feuerwehr besonders hervorgetan. Mit ihren Kameraden von den Malaucèner Sapeur Pompiers verbindet sie längst eine nicht nur fachlich bedingte Kameradschaft. Anfänglichen Unkenrufen zum Trotz hat sich so die Jumelage in zwanzig Jahren immer mehr verfestigt.
Da waren schon viele Geschenke ausgetauscht worden, zum Jubiläumsanlass hatte die Mahlberger Delegation einen von Wolfgang Sieburg gestalteten symbolischen Reissverschluss als Skulptur mitgebracht, im Gegenzug nahm sie zwei Bilder mit farbenfrohen Darstellungen des Miteinanders, dazu eines von der Malaucèner Schule entgegen, an der sich die Kinder mit der künstlerischen Umsetzung des Partnerschafts- Themas beschäftigt hatten. Beim Festbankett überreichten die Mahlberger Feuerwehrleute mit Kommandant Rolf Ackermann an der Spitze in voller Uniform, wie es sich gehört, ihren Pompier-Freunden noch mal extra eine Feuerwehrhacke mit Inschrift und einem Überflur-Hydranten in den badischen Landesfarben gelb/rot. Nach Absingen beider Nationalhymnen und anschließendem Festessen wurde noch lange in der „Blanchissage" weiter gefeiert, die Gastgeber hatten sogar ein artistisches Zirkusprogramm dazu aufgeboten. Bei dieser Gelegenheit konnten sich auch die Gründungseltern Bernadette Laporte und Ulrich Hehr über den bleibenden Erfolg der Jumelage- Vereinbarung mit freuen. Zwar haben viele Bürger mit Sprach- Verständigungsproblemem zu kämpfen- aber im Zweifel helfen auch Gesten und Englisch, man versteht sich trotzdem. Da werden auch ein paar Brocken der jeweils anderen schwierigen Sprache gelernt, im Zweifel sind auch immer ein paar freiwillige Dolmetscher dabei.
Mit gewohnter Wehmut, aber vor allem Fröhlichkeit wurde am Montag der vorläufige Abschied voneinander zelebriert, wie
immer fuhr des Bus entgegen des Zeitplans etwas später zurück in den regnerischen Mahlberger Norden. Benz zog ein Fazit: Man nehme nach dem unvergesslichen Aufenthalt mit herzlicher Gastfreundschaft die Gewissheit mit, dass die Städtepartnerschaft lebt und sich weiter entwickelt. Allerdings könne man noch mehr daran arbeiten, die Freundschaft auch in den Herzen der jüngeren Generation neu zu verankern.
Eine nächste Begegnung steht schon fest. Zum Knoblauchfest der Mahlberger Feuerwehr am 16. und 17. September wird, wie gewohnt, auch eine Gruppe ihrer Malaucèner Kameraden umgekehrt anreisen. „Das ist ein starkes Fundament unserer Partnerschaft", lobte Benz. Im nächsten Jahr wird das provencalische Partnerschaftskomitee einen Gegenbesuch abstatten. Benz rührte weitere Werbetrommeln: „Malaucène ist auch als tolle Tourismusadresse immer eine Reise wert!"